Genetik

(Die Linienzucht auch Inzucht genannt)

 

Die Genetik ist ein Thema, das viele Leute bewegt. Vor allem sollten Züchter eine Ahnung davon bekommen.

 

Wichtig ist auch: „wie“ wird etwas vererbt.

Im Volksmund ist immer wieder von der „Inzucht“ die Rede. Um ein wenig aufzuklären, was dieser Begriff
eigentlich bedeutet, werde ich versuchen, das Thema verständlich darzustellen. Denn was ist Inzucht
überhaupt und warum soll sie etwas Negatives sein?

 

Um eine gesunde Katze zu bekommen, darf es bei den zukünftigen Besitzern keine sein, die aus einer
Zucht kommt, in der zu nahe verpaart wird. Dies ist die Meinung der meisten Laien. So benennt man
auch Züchter, die leider keine Ahnung von und Erfahrung mit Genetik in der Katzenzucht haben, Es
handelt sich hier meist um Vorurteile von Anfängern.

 

Jede Katze trägt sogenannte Defekte, da dies von Mutter Natur so gesteuert ist. Das heisst
auch, dass eine natürliche Selektion gegeben ist. Genau wie auch bei uns Menschen. Die einen
erkranken an Krebs, die anderen nicht.

 

Bei Outcrossing werden die Fehler überdeckt, also verschleiert. Die Defekte werden rezessive
weitergegeben und auch bei Fremdverpaarungen kommen früher oder später genetische Defekte
hervor, das heisst wenn Männchen und Weibchen auch durch Zufall auf die selben rezessiven
Defekte treffen.

 

Macht man eine Rückverpaarung oder Halbgeschwisterverpaarung, treffen die Fehler aufeinander
und man kann sie so selektionieren und ausmerzen. Nur so kann man die kranken Tiere aus der
Zucht nehmen. Dies heisst nicht, dass man Bruder und Schwester verpaart, dies wäre auch verboten.

 

Inzucht führt zum Ziel, nur mit gesunden Tieren zu züchten. Es ist so, dass nach einigen Generationen,
die Homozygotie ansteigt. Das führt zur Reinheit. Die Heterozygoty führt zur Unreinheit.

 

Inzucht wird von der Allgemeinheit falsch interpretiert.

Nur durch Linienzucht bekommt man aber genetisch gesunde Tiere.

 

Wir alle wollen gesunde Tiere. Vor allem die Besitzer der Liebhabertiere sind meistens diejenigen,
die den Züchter dann aufsuchen, wenn irgend etwas zum Vorschein kommt. So heisst es dann:  
„Es ist halt in der Zucht.“ Genau das wollen wir Züchter ja vermeiden.

 

Eigentlich könnte man das auch bei den Hauskatzen sagen, denn der Kater auf dem Bauernhof
fragt auch nicht, bist du meine Schwester, bevor er die Katze deckt. Auf dem Bauernhof sind
die Katzen oftmals viel enger verpaart, als in der Zucht. Gesund sind sie deshalb, weil die fehler-
haften Tiere meist bei der Geburt sterben und nur die gesunden überleben. Der Bauer bemerkt
dies so wie so nicht.

Die meisten Paarungen bei Hauskatzen sind also Zufalls-Paarungen, weil keinerlei Kontrolle erfolgt.
Unsere Rassenkatzen sind unter Kontrolle. Dies ist der kleine Unterschied.

 

Seit Jahrzehnten ist es mein Ziel, gesunde Tiere zu haben. Deshalb interessiere ich mich auch
für die Genetik. Es ist wichtig, dass man die Fehler seiner gezüchteten Katzen kennt. Dazu ist
man als gewissenhafter Züchter verpflichtet und man ist dafür verantwortlich, auch Linienzucht
zu betreiben.

Outcross ( Fremdverpaarungen) ist nur, wie bereits oben erwähnt, eine Ueberdeckung der
genetischen Defekte, die jedes Tier in sich trägt. Natürlich die Einen mehr, die Anderen weniger.

 

Wichtig ist auch „ wie“ wird etwas vererbt. Wir unterscheiden da zwischen der dominanten,
der rezessiven oder der polygenetischen Vererbung.

 

Wenn eine Katze, oder auch ein Mensch, eine seltene Krankheit hat und der Arzt erklärt den
Angehörigen oder dem Tierbesitzer: dies ist eine Erbkrankheit, dann ist es sehr wichtig zu wissen,
wie die Krankheit vererbt wird.

 

Um ein Beispiel zu nennen: meine Mutter hatte ALS, eine Krankheit, die sehr schnell zum Tod
führte. Eine erschreckende Diagnose auch für die Angehörigen. Da fragt man sich dann sehr
schnell, wie wird die Krankheit vererbt, denn ich als Tochter machte mir auch meine Gedanken.
Wenn die Krankheit dominant vererbt würde, dann hätte ich sie 50 zu 50% auch. Wenn  sie
rezessive vererbt würde, müssten beide Elternteile Träger sein, um sie weiter zu vererben. Da
es aber eine eher seltene Krankheit ist, kommt dies wohl auch nicht in Frage. Die letzte Möglichkeit,
dass die Krankheit polygenetisch entsteht, halte ich für wahrscheinlicher. Die polygenetische
Vererbung heisst, dass ein Gen sich plötzlich verändert. Auch bei den Tieren gibt es solche
Krankheiten und mit meinem Beispiel wollte ich zeigen, wie es zu verstehen ist, dass es wichtig
ist zu wissen, wie sich etwas vererbt.

 

Dies ist eine kleine Erklärung, die jedem verständlich machen sollte, warum Linienzucht
notwendig ist und man das Wort „Inzucht“ nicht als ein schlechtes sondern eigentlich als ein
gutes Omen verstehen sollte.

 

 

 

Doris Hostettler